DIE REINIGUNG UND KONSOLIDIERUNG EINES GLASNEGATIVBESTANDES „VERLAG MEYERHEIM“ AUS DEM MITTE MUSEUM IN BERLIN

Anlässlich der Ausstellung „Stadt auf Glas“ des Mitte Museums im Rahmen des 10. Europäischen Monats der Fotografie Berlin (EMOP) wurde mir die Reinigung und konservatorische Betreuung des Negativbestandes „Verlag Walter Meyerheim“ aus der Museumssammlung anvertraut. Aus diesem Bestand, der insgesamt über 300 Aufnahmen enthält, wurden 155 Negative, welche den Potsdamer Platz und seine Umgebung zeigen dokumentiert, gereinigt und konservierend behandelt. Davon waren 134 auf einem Glasträger und weitere 21 auf einem Kunststoffträger. Die Restaurierung wurde von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa im Rahmen des Programms zur Bestandserhaltung schriftlichen Kulturguts gefördert.

Seit dem 16.03.2023 sind die Fotografien (als digital produziertes Positiv der Digitalisate) im Mitte Museum zu sehen. Einige ausgewählte Negative werden ebenfalls in Vitrinen gezeigt. Die Ausstellung kann noch bis zum 30.7.2023 besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Zustand

Die Glasnegative befanden sich in einem sehr unterschiedlichen Zustand. Während einige Negative neben Verschmutzungen und Aussilberungen (auch als Silberspiegel bekannt) keine weiteren Veränderungen aufwiesen, wurden an 66 Negativen eine beginnende Ablösung der Gelatine-Fotoschicht vom Glasträger festgestellt. Dieses Phänomen wird in der Fachsprache auch als Delaminierung bezeichnet. Weiterhin wurden verschiedene Verfärbungen und Mattierungen der Fotoschicht beobachtet. Diese können sowohl auf verschiedene verwendete Plattentypen als auch auf Verarbeitungsschritte wie das Verstärken oder Abschwächen der Negative hinweisen. Eine bräunliche Veränderung des Bildsilbers kann auf eine chemische Veränderung durch oxidierende Substanzen aus umgebenden Materialien schließen lassen. Die auf Glasobjekten häufig vorkommende Glaskorrosion oder Glaskrankheit lässt sich bei den vorliegenden Glasnegativen nicht oder nur in Ansätzen erahnen.

Einige Glasplatten wurden vom Fotografen mit einer roten Maskierung aus Farbe sowie einer Beschichtung mit sogenannten Mattlack (auch als „Mattolein“ bezeichnet) versehen. Diese Beschichtung diente der besseren Haftung von Bleistiftretuschen.

 

Maßnahmen

Die Reinigung der Glasseiten erfolgt mit einem Gemisch aus Ethanol und Wasser, während die normal verschmutzten Fotoschichten und Glaskanten lediglich trocken gereinigt werden. Bei einigen Negativen wurden punktuelle Aussilberungen (welche im Durchlicht als braune Flecken erscheinen) im Zentrum der Negative reduziert, um eine bildstörende Wirkung zurückzunehmen. Eine Feuchtreinigung der Fotoschicht wurde bei den mit Mattschleier oder Kalkschleier durchgeführt. Abgelöste Fotoschichtbereiche wurden mit einer Gelatinelösung konsolidiert. Abschließend wurden alle Negative mittels Spiegelreflexkamera und Tageslichtleuchtplatte digitalisiert.

 

Reinigung der Glasseiten

Reinigung der Glasseiten

Trockenreinigung der Fotoschicht

Trockenreinigung der Fotoschicht

benutzte Schwämme für Kantenreinigung

benutzte Schwämme für Kantenreinigung

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